Montag, 18. Juni 2018

RSG WE Tour Sauerland West

Bericht von David:

Wo liegt eigentlich Kesbern? Vereinsfahrt der RSG Hövelhof 2018 ins Sauerland


Es ist ein grauer und lauer Samstagmorgen. 16. Juni, kurz vor Sommeranfang, aber danach sieht es nicht aus. Noch ist der Ortskern von Hövelhof etwas verschlafen – bis auf eine Vielzahl grellbunter Radfahrer, die sich aus allen Himmelsrichtungen kommend unter dem Postturm sammeln.

Die Stimmung ist trotz der frühen Stunde schon bestens. Kein Wunder, die jährliche Vereinsfahrt der RSG Hövelhof steht bevor. Eine Art Teambuilding-Maßnahme des Vereins, denn hier steht nicht der Leistungsgedanke an erster Stelle, sondern das gemeinschaftliche Erlebnis. Und Dank dieses ungezwungenen Rahmens, haben die Fahrten unter Kennern schon einen legendären Ruf. Das will keiner verpassen! So sind auch in diesem Jahr 20 Rennradler am Start und natürlich das mittlerweile perfekt eingespielte Versorgungs-Dreamteam Ati und Ingrid.



Gepäck im Begleitfahrzeug verstauen (Hauptsponsor MECOTEC hat uns für die Tour einen großen Bulli zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!), letzte prüfende Blicke auf die Räder und dann noch schnell das Mannschaftsfoto knipsen, bevor es losgeht.
Wie bestellt, bricht die Sonne durch die Wolken. Na geht doch! Jetzt sind die Bedingungen perfekt und wir setzen uns in Bewegung. Ganz locker rollen wir als gelb-rot-schwarze Schlange die ersten Kilometer Richtung Südwesten. Günter hat als Chef-Navigator mal wieder einen super Track über landschaftlich wertvolle, ruhige Nebenstraßen ausgearbeitet. Beeindruckend mit welcher Akribie er immer wieder bis ins Detail optimierte Routen erstellt. Noch beeindruckender ist es allerdings, wie er es in diesem Jahr geschafft hat, hunderte von Anwohnern zu überzeugen die Strecke mit Fahnen und Dekoration in den gelb-rot-schwarzen Vereinsfarben zu säumen! Sensationell!!! Oder hängt das etwa mit der gerade gestarteten Fußball-WM zusammen und handelt es sich hier letztendlich um schwarz-rot-gold? An diese absurde Überlegung wird besser kein weiterer Gedanke verschwendet.



Die Kilometer verfliegen und es wird Zeit für die erste Verpflegungsstation. Besser gesagt für das erste Buffet. Ingrid und Ati sind ihrem Ruf gerecht geworden und haben im Schatten der Kirche von Herzfeld alles aufgetischt, was das Herz begehrt - und anschließend offenbar die zweite und dritte Verpflegungskiste ausgepackt, um das Menü in ein ausschweifendes Festmahl zu verwandeln! Keine Frage, so etwas spricht sich herum. Während wir zu Tee und Kaffee genüsslich belegte Brötchen, gekochte Frühstückseier, Mettwürstchen, frische Paprika, Tomaten, Möhren und auch ein paar kakao- oder lakritzhaltige Energiekonzentrate (andere sprechen hier vielleicht laienhaft von Süßigkeiten...) verzehren, trifft eine zweite Gruppe Radler ein.
Offenbar wollten sie die durchaus sehenswerte Kirche mit Park besichtigen, haben dann jedoch nur noch Augen für unsere reichhaltige Tafel. Da genug von allem da ist, laden wir großzügig zum Essen ein. Wir scheinen jedoch einen beängstigenden Eindruck zu hinterlassen, zumindest wird die Einladung dankend abgelehnt.



Nach der Stärkung geht es zielstrebig Richtung Sauerland. Die nächsten Kilometer zeigen, dass die Nachwuchsarbeit des Vereins noch deutlich verbesserungswürdig ist. Reagieren Kinder und Eltern in Fröndenberg noch relativ besonnen, indem durch Vollbremsungen ausreichend Abstand zu der unbekannten Radsportgruppe gehalten wird bzw. Eltern ihre Kinder hastig von der Straße zerren, bevor die Radler passieren, so kommt es während einer kurzen Pause zum Eklat. Holger schockiert ein Kind durch seine hünenhafte Gestalt und sein scheinbar angsteinflößendes Äußeres derart, dass es weinend die Flucht ergreift.



Die Flucht ergreift auch die Reisegruppe. Nach Kesbern, einem Stadtteil von Iserlohn. Die letzten Kilometer halten für die Radler dann aber noch ein paar knackige Überraschungen bereit. Rampen von weit über 10 Prozent, teils 15 Prozent Steigung sind zu bezwingen, die im Einzelfall auch schon mal zu handfesten Krämpfen führen. Günter nutzt die erzwungene Pause, um allen die Optionen für die Weiterfahrt zu erklären. Entweder abbiegen und in 5 Kilometern zum Hotel oder auf einer kleinen Extraschleife von ca. 25 Kilometern noch einmal 700 Höhenmeter sammeln. Für die meisten ist die Antwort klar. Schnell ins Hotel zu den verdienten Kaltgetränken.



Günter selbst führt unsere kleine Gruppe der Kilometerjäger auf die Extraschleife. Zu seinem Glück... So erspart er sich einige bissige Kommentare, als die Gruppe auf dem „schnellen Weg“ ins Hotel feststellt, dass auch ihre 5 Kilometer noch 200 Höhenmeter mit Steigungen von mehr als 15 Prozent beinhalten. Die Gruppe der „Unermüdlichen“ sammelt ihrerseits noch sehenswerte Impressionen und Grenzerfahrungen rund um den Wixberg (Kein Scherz!)
und in Altena. Kulturelles Highlight ist dabei der Panoramablick auf die prachtvolle Burg von Altena.
Das sportliche Highlight soll uns eigentlich erspart bleiben – das Schild „Einfahrt verboten“ hätte Warnung genug sein können. Direkt nach der Einfahrt in die kleine Stichstraße beginnt diese gefühlt senkrecht anzusteigen. Über die nächsten knapp 200 Meter zeigen die Radcomputer kaum unter, meist deutlich über 20% Steigung an! Danke für diese Erfahrung!



So haben sich nach der Ankunft in unserem Nachtquartier, dem Gasthof Daute in Kesbern (Übrigens ein echter Geheimtipp!), dann alle Sportler ihre kühle Erfrischung redlich verdient. Und weil die Kaltgetränke so verdient sind, wird zügig nachgeordert. Kellner Dimitri, der im Verlaufe des Abends noch zu unserem persönlichen Vereins-Fan werden sollte, gesteht frühzeitig, dass mit dem großen Durst der Radler im Gasthof niemand gerechnet hatte.
Der tatkräftige und hilfsbereite Hövelhofer lässt sich in so einer Situation natürlich nicht zweimal bitten. Engagiert übernehmen Klaus, Uli und Erbse umgehend die Theke des Gasthofes.
Und damit nicht genug. Erbse entdeckt seine Leidenschaft für die Gastronomie und schlüpft für die nächsten Stunden auch gleich in die Rolle des Kellners.
Dem Stammpersonal bleibt bei dieser Spontanität zwar die Spucke weg, dafür aber wieder genug Zeit sich um die restlichen Gäste des Hauses zu kümmern. Die Dankbarkeit der Gastgeber gipfelt darin, dass die Senior-Chefin mal eben eine große, klare Flasche Selbstgebrannten in die Runde wirft. Die Stimmung kocht über und der Pegel steigt! Neben dem Alkoholpegel allerdings auch der Lärmpegel. Erbse, der sich scheinbar mittlerweile für „seinen“ Gasthof verantwortlich fühlt, mahnt mehrfach zu etwas Ruhe, bleibt damit jedoch mäßig erfolgreich. Eine beruhigende, weil einschläfernde Wirkung hat am Ende des anstrengenden Tages dann wohl der Alkohol. Gute Nacht liebe RSG!



Am nächsten Morgen geht es früh weiter. Allerdings deutlich ruhiger und gemütlicher als wenige Stunden zuvor. Der eine oder die andere haben wohl doch leichte Kopfschmerzen und so geht das Frühstück deutlich geräuschloser über die Bühne, als das Abendessen. Familie Daute ist dennoch restlos begeistert von der lebhaften und offenherzigen Radsportgruppe, bedankt sich noch mehrfach für die abendliche Mithilfe und lädt herzlich für die Vereinsfahrt im nächsten Jahr ein. Der großartige Rahmen macht eine Rückkehr tatsächlich nicht unwahrscheinlich.



Jetzt geht es allerdings erstmal wieder auf die Räder. Der Arnsberger Wald ruft! Mit verwunschenen Schluchten, durch die sich die Straßen an der Seite naturbelassener Flüsse und entlang steiler Felsen winden.
Was für ein Radsport-Paradies! Und auch etwas für Feinschmecker, denn auf einer kleinen Lichtung haben die Verpflegungs-Feen mal wieder ihr Festmahl aufgebaut. Mit der klaren Ansage, dass ordentlich zugegriffen werden soll, denn es ist noch reichlich Auswahl da.



Mit ordentlich Rückenwind geht es in ungeahntem Tempo Richtung Heimat. Besonders die Fußball-Fans freut der Zeitgewinn, spielt doch die deutsche Elf am frühen Abend noch gegen Mexiko. Das will keiner verpassen. Allerdings wollen auch nur die wenigsten das Finisher-Bier vorab im Einstein verpassen. Um beides zu vereinen, kommt die frühe Rückkehr also sehr gelegen. So zumindest die Einschätzung bis wir vor den geschlossenen Türen des Einsteins stehen. Und jetzt? Jetzt geht ein großes Dankeschön an die KJG Hövelhof. Die hat am Pfarrheim nämlich bereits eine Großbildleinwand aufgebaut und reichlich Getränke kalt gestellt. Dann eben Pfarrheim statt Einstein. Und wie. In fast kompletter Mann- und Frauenstärke rücken die schwarz-rot-gelben ein. Statt kurz ein Finisher-Bier und dann zum Fußball, zeigen die RSGler auch hier ihre starke Ausdauer. Bis zum Ende des Deutschland-Spiel sieht man die bunten Trikots noch zwischen den anderen Gästen. Und trotz der Niederlage der Nationalelf bleibt die Stimmung bei den Radlern bestens. Ist doch klar, nach so einem Wochenende. Und jetzt steht auch fest: Die Fahnen am Straßenrand waren für die RSG, denn für DEN Auftritt der Fußballer, hat wohl keiner eine Flagge gehisst.

Alle Bilder von der Tour: ist noch im werden

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